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Der Astronom Konradin Ferrari d'Occhieppo ist jahrzehntelang dem Phänomen des Sterns von Betlehem nachgegangen und zu der Überzeugung gelangt, dass es für diese Himmelserscheinung einen wissenschaftlichen Beweis gibt, der die christliche Überlieferung in jeder Hinsicht bestätigt.

Mit dem Renommee eines Ordinarius des Instituts für Theoretische Astronomie an der Universität Wien von 1955 bis 1978 hat Ferrari d'Occhieppo 1991 ein Buch veröffentlicht, in dem er die alte astronomische Hypothese aufgreift, dass die Planeten Jupiter und Saturn bei ihrer gemeinsamen Wanderung durch das Sternzeichen der Fische und ihrem gemeinsamen westlichen Stillstand im Jahre 7 vor Christus als der Stern zu gelten haben, den die babylonischen Magier als Messias-Stern gedeutet haben.

Die beiden dicht beieinanderstehenden Planeten hätten dem bloßen Auge wie ein einziger Stern erscheinen können, der nicht nur einen auffälligen Weg zurücklegte sondern zu diesem Zeitpunkt auch alle anderen Sterne an Helligkeit übertraf.

Mit astronomischen Methoden lasse sich das Eintreffen der babylonischen Magier in Betlehem fast auf den Tag genau bestimmen. Es habe sich um den 12. November 7 vor Christus gehandelt, mit einer möglichen Abweichung von einem Tag vorher oder nachher.

Jesus sei damals etwa 10 Monate alt gewesen. Nach Auswertung frühchristlicher Quellen außerhalb der Evangelien und unter Berücksichtigung der verschiedenen antiken Kalendersysteme hat Ferrari d'Occhieppo als wahrscheinliches Geburtsdatum Jesu den 17. Januar des Jahres 7 vor Christus ermittelt.

Konradin Ferrari d'Occhieppo
Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht Legende oder Tatsache?
1. Auflage Stuttgart 1991, 2., erweiterte Auflage Gießen 1994, 3., erweiterte Auflage Gießen 1999

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Computer errechnen heute sämtliche Planeten-Konstellationen und geben dazu fotorealistische Bilder aus. Trickfilme demonstrieren im Zeitraffer die Bewegungen der Sterne für jeden beliebigen Zeitabschnitt. Damit kann auch der Sternenhimmel für das Jahr 7 v.Chr. exakt rekonstruiert werden.

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Statt lange darüber nachzudenken, wie dieser Stern von Betlehem denn eigentlich ausgesehen hat und wie man sich dieses Zusammengehen von Jupiter und Saturn vorstellen soll, lohnt es sich, entsprechende Bilder zu betrachten. Im Internet werden solche Bilder angeboten. Hier zwei Beispiele:

Einmal handelt es sich um ein simuliertes Foto des nächtlichen Himmels im Jahre 7 v.Chr. mi nächtlichen Himmels im Jahre 7 v.Chr. mit den beiden auffälligen Planeten. Zum andern handelt es sich um eine Zeitraffergrafik mit demselben Himmelsausschnitt.

Die WDR-Sendung enthält im Text einen schweren Denkfehler, zu dessen Korrektur im Folgenden etwas gesagt werden muss. Danach wird noch eine kleine Einführung in die Animation des astronomischen Instituts gegeben. Der letzte Abschnitt weist darauf hin, dass auch mit den jetzt vorliegenden naturwissenschaftlichen Erkenntnissen keineswegs die Frage beantwortet wird, ob Jesus Christus überhaupt in Betlehem geboren ist.

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Gut im Bild aber falsch im Text

Am 1.12.1998 wurde im Fernsehen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) Köln von Quarks&Co die Sendung mit dem Thema "Reise durchs Weltall" ausgestrahlt, Untertitel: Der Stern von Bethlehem. Auf einem fotorealistischen Bild vom Sternenhimmel des Jahres 7 v.Chr. war sehr eindrucksvoll zu erkennen, wie dicht die beiden Planeten Jupiter und Saturn beieinander standen, und mit welch auffälliger Helligkeit sie alle anderen Sterne überstrahlten.

Die Sendung brachte neben aufschlussreichen Informationen weitere interessante Bilder, insbesondere auch von einer der beschrifteten Tontafeln, auf denen babylonische Astronomen vor mehr als 2000 Jahren ihre Berechnungen festgehalten haben. Auf diese Tontafeln beruft sich auch Ferrari d'Occhieppo. Sie sind ein archäologischer Beweis für die erstaunlichen astronomischen Kenntnisse der alten Babylonier.

Die Tontafeln bestätigen, dass die besondere Konstellation von Jupiter und Saturn im Jahre 7 v.Chr. tatsächlich von antiken Sterndeutern berechnet werden konnte und damit sowohl vorhersehbar wie vorhersagbar war.

Trotz dieser interessanten Beiträge ist die Sendung keine perfekte Sternstunde des WDR geworden. Der Redaktion ist ein schwerer Fehler unterlaufen. Es wurde behauptet, ernstzunehmende Astronomen und Historiker beantworten die Frage nach dem wahren Geburtstag Jesu mit dem Datum, das sich aus der Planetenkonstellation für die Ankunft der Sterndeuter in Betlehem errechnen lässt, nämlich mit dem 12. November im Jahre 7 v.Chr. So steht es auch nach über einem Jahr noch auf der Internetseite von Quarks&Co (Abrufstand 19.3.00). Diese Aussage ist falsch.

Astronomen und Historiker gehen wie die Bibel davon aus, dass die Geburt Jesu und der Besuch der Sterndeuter - in der Bibel heißen sie Magier, im Volksmund Heilige Drei Könige - zeitlich auf jeden Fall zu trennen sind. Die Bibel selbst deutet eine Zeitspanne von bis zu 2 Jahren zwischen Geburt und Besuch an (Matthäus 2,16). Dem WDR und der Redaktion von Quarks&Co darf also die Frage gestellt werden: Quark by Quarks&Co?

>>> Mehr dazu unter Geburtstagsirrtum

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Das Jahr 7 v.Chr. hatte tatsächlich seine astronomische Sensation

Das German Astronomical Directory (GAD) in Berlin bietet den Sternenhimmel im Jahre 7 v.Chr. als lehrreiche Zeitraffer-Animation mit kurzer Erläuterung an. Da es sich um eine relativ datenintensive Animation handelt, muss beim Laden etwas Wartezeit in Kauf genommen werden.

Das Ergebnis lohnt jedoch den Besuch. Kein feststehendes Bild kann das Phänomen der Planetenwanderung so eindrucksvoll vermitteln wie eine solche Animation, auch wenn sie mehr grafisch als fotorealistisch gestaltet ist.

Zum leichteren Verständnis der Animation vorab folgende Hinweise:

Links oben in der Darstellung wird das jeweilige Datum angezeigt, das sich dem gerafften Zeitverlauf entsprechend sprunghaft ändert. Eine Zeile in der oberen Bildfläche zeigt die Himmelsrichtung an, in die der Beobachter schaut. Während der Animation wandert der Blick von Osten nach Süden und weiter nach Westen.

Startzeitpunkt ist der 2. Juni des Jahres 7 vor Christus. Die Planeten Jupiter und Saturn sind besonders markiert. Zur Unterscheidung ist Saturn rot dargestellt, für eine quasirealistische Darstellung allerdings etwas zu rot.

Die Planeten steigen über dem östlichen Horizont auf und erreichen im August über dem südlichen Horizont ihren Zenit. Von da an sinken sie wieder dem Horizont entgegen, wobei sie sich mehr und mehr überlagern, um Ende November an ihrem tiefsten Punkt im Westen scheinbar stillzustehen.

Nach dem 2. Dezember bricht die Animation ab und beginnt wieder von vorn.

Wäre Saturn weiß dargestellt wie Jupiter, dann würde deutlicher, dass diese beiden Planeten - mit dem bloßen Auge gesehen - scheinbar zu einem Stern verschmelzen konnten (Abrufstand: 19.3. 2000)
 
>>> Zum Internet-Planetarium mit Reanimation der Sterne 7 v.Chr. (leider nicht mehr erreichbar).

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Ja, aber die Astronomie ist nicht das eigentliche Problem

Was selbst gutgläubige Christen am ehesten als fromme und fantasievolle Erfindung eines Evangelisten angesehen haben, wird mit moderner Wissenschaft und Technik zur historischen Realität. Über Betlehem konnte im Jahre 7 v.Chr. tatsächlich ein auffälliger Stern beobachtet werden, der zum Horizont hinabsank und dort stillzustehen schien.

Viele Christen wird das freuen. Erweist sich damit doch, dass ihre Bibel wieder einmal Recht hat und manches historische Detail, das von Kritikern bereits als ungeschichtlich verworfen wurde, durchaus glaubwürdig ist.

Leider gibt es da noch ein Problem, das alle Freude wieder zunichte machen kann. Nach Ansicht der meisten Bibelforscher - und das sind meist Christen - ist Jesus wahrscheinlich nicht in Betlehem geboren. Während das vermeintliche astronomische Märchen sich nun als Realität erwiesen hat, scheint von der vermeintlichen Realität der Geburt in Betlehem nur noch ein frommes Märchen übrigzubleiben. Auf den Punkt gebracht kann das bedeuten:

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>>> Mehr dazu unter Betlehem und Jesus ohne Betlehem

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